Rechtsanwalt Michael R. Moser ist Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht "der ersten Stunde". Er gehört…
SAMIV AG: Michael Seidl steht in Rorschach vor Gericht – TV Ostschweiz berichtet
Vor dem Kreisgericht in Rorschach wurde am 19.01.2016 in der Strafsache gegen Michael Seidl, den Initiator der SAMIV AG, Hermes Capital Protect, Green Energy Portfolio, SogaTrust, Money Service Group, um einige seiner Firmen zu nennen, über die Anklage der Staatsanwaltschaft St.Gallen verhandelt, die Seidl unter anderem
gewerbsmäßigen Betrug, evtl. Veruntreuung, mehrfache Urkundenfälschung, mehrfache unwahre Angaben über kaufmännisches Gewerbe, mehrfache Gläubigerschädigung durch Vermögensminderung, Misswirtschaft, mehrfaches Unterlassen der Buchführung sowie Wiederhandlungen gegen Art. 46 Abs.1 BankG
vorwirft. Die umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft St. Gallen, die zu einer Festnahme von Michael Seidl am 25.07.2011 führten, mündeten am 14.04.2014 in einer 38 seitigen Anklage und Dutzenden beschlagnahmter Aktenordner und Beweismittel über die Zustände in der von Seidl initiierten SAMIV AG.
Knapp 2000 Geschädigte und mehr als 50 Millionen Euro Schaden
Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hat Seidl 1.950 Anleger in 2.907 Fällen um sage und schreibe 50.748.520,73 Euro betrogen. Im Konkurs der SAMIV AG, der am 05.08.2011 eröffnet wurde, erlitten die Anleger Ausfälle in Höhe von über 65 Millionen Schweizer Franken. Masse konnte im Konkursverfahren nicht vorgefunden werden. Die geschädigten Anleger erlitten einen Totalausfall von 100%.
Die Staatsanwaltschaft St. Gallen durch den zuständigen Staatsanwalt Dr. Peter Hangartner plädierte bereits am Ende des ersten Verhandlungstages mehr als 1 1/2 Stunden, die er dazu nutze, die Taten des Michael Seidl und dessen betrügerische Absichten noch einmal akribisch aufzuarbeiten und Widersprüche und „Lügen“ des Angeklagten offen zu legen. Dabei errechnete der Staatsanwalt, dass Michael Seidl zur Finanzierung seines aufwändigen Lebenswandels – allein die Miete des Hauses in Liechtenstein kostete 20.000 Franken im Monat – mit Privatjets, Privatjacht mit Crew, Ferienhaus in Spanien und 16 Luxuskarossen in der Tiefgarage, die Anlegergelder zweckentfremdete, die ihm zum Zwecke der Vermögensanlage anvertraut worden waren.
Im Laufe der Befragungen durch das Gericht, den Staatsanwalt, und Nebenklägervertreter Rechtsanwalt Michael Moser, u.a. Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, der in Rorschach für seine Mandanten auftritt, räumte Seidl ein, dass hinter den „AFL-Anlagen“ (Anlage mit fester Laufzeit), die das größte Volumen der Betrügereien ausmachen, gar kein „Produkt“ stand, sondern die Gelder, die auf das Postbankkonto in München eingezahlt wurden dafür Verwendung fanden, Rückzahlungen an Kunden zu tätigen, Provisionen an Anlagevermittler zu bezahlen, Veruntreuungen durch Seidl selbst zu ermöglichen und Zahlungen an verbundene Unternehmen, wie die SogaTrust, zu leisten.
Produkte nur zum Schein – „synthetisches Depot“
Dass Michael Seidl in seiner betrügerischen Scheinwelt weiter verhaftet scheint, zeigt der Umstand, dass er sich dem Gericht gegenüber zwar mit lächelnder Mine und eloquentem Auftreten zeigt, also versucht, wie Rechtsanwalt Michael Moser in seinem Plädoyer meinte, „in aussichtsloser Lage wenigstens für gute Stimmung zu sorgen“, aber weiter von „seinen Produkten“ spricht, die es gar nicht gab. Der Zeuge Maurice Edelmann berichtete exemplarisch, dass Seidl ihn angewiesen habe, das „Produkt“ Green Energy Portfolio ausschließlich „synthetisch“ also virtuell, als Musterdepot zu führen. Investitionen fanden keine statt. Dennoch wurden Zahlungen von Anlegern auch hierfür von Seidl vereinnahmt und zweckentfremdet.
„Wenn Seidl mit sich wirklich im Reinen ist, wie er dem Gericht weis machen will, warum zeigt er dann nicht offen sein Gesicht“, fragte Michael Moser in seinem Plädoyer und beklagte zusätzlich, dass Seidl in der Haft nicht die Zeit gefunden hat, sich bei den Geschädigten persönlich zu entschuldigen. Zwar hat Seidl die zivilrechtlichen Schadensersatzforderungen der Geschädigten formal anerkannt, die Frage nach dem Umfang der Verwertung sichergestellter Vermögenswerte muss vom Kreisgericht noch entschieden werden. „Seidl hat den guten Namen der Schweiz und des Finanzplatzes Schweiz für seine Betrügereien missbraucht“, so Rechtsanwalt Moser in seinem Plädoyer.
Das Verfahren wird fortgesetzt.
Über den ersten Gerichtstag berichtet TV Ostschweiz unter www.tvo-online.ch