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Schiffsfonds – die Krise wird größer als befürchtet (1)

Für Aufsehen sorgt unter Anlegern in Schiffsfonds ein Bericht des ZDF, der am 24.07.2013 ab 21.45 Uhr auf PHOENIX zu sehen war.

Unter dem Titel „Angelegt und abgesoffen – Das dubiose Geschäft mit den Containerschiffen“ gehen die Redakteure den Schiffsfonds-Anlegerskandalen auf den Grund. War den Kleinanlegern das Investment in derartige Schiffsfonds von Anlageberatern als „sichere Investition“ schmackhaft gemacht worden, sind heute bereits mehr als 200 Schiffe schon pleite.

„Anleger erfahren das als Letzte“ resümieren die ZDFzoom-Redakteure. „Miese Aussichten für Schiffsfondsanleger“

„Schiffe, die heute noch ökonomischen Erfolg versprechen, werden nicht mit Geld von Kleinsparern finanziert“, stellen die Journalisten mit Blick auf die Ende Mai 2013 in Dienst gestellte „Alexander von Humboldt“ fest. Dieses Schiff ist neben der „Marco Polo“ mit 396 Metern Länge, 17 Metern Tiefgang und Platz für 16.000 Standardcontainern derzeit „state of the art“. Die Schiffe gehören der französischen Reederei CMA CGM. Diese Reederei stellt in Marseille noch die „Jules Verne“ in Dienst; ein Containerschiff mit ähnlichen Abmessungen. Noch größere Schiffe werden kommen. Der SPIEGEL berichtet von der Reederei Maersk (Dänemark), deren Schiff für 18.000 Standardcontainern Mitte August in Bremerhaven erwartet wird.

Auf der 8. Nationalen Maritimen Konferenz am 08. April 2013 in Kiel hatte, so der Bericht des ZDF, sich die Branche der Reeder einen „Schutzschirm“ auch für ihre Branche erhofft. Der Hintergrund: etwa 100 Milliarden Euro an Krediten von zumeist staatseigenen Banken und weitere 30 Milliarden Euro von privaten Anlegern stecken in der krisengebeutelten Schiffsbranche. Kanzlerin Angela Merkel hat in ihrer Rede die Hoffnung auf einen solchen „Schutzschirm“ unerfüllt gelassen. Unseres Erachtens auch zu Recht.

15 Jahre lang sind Fondshäuser „wie Pilze aus dem Boden geschossen“. Bereits 2008 wussten Experten, deckt das ZDF auf, dass am weltweiten Kapazitätsbedarf vorbei bestellt wurde. Jürgen Dobert, Fachjournalist aus der Seefahrtbranche, wird mit den Worten zitiert: „Es ging um das schnelle Geld mit neuen Fonds.“ Aufgrund der teilweise sehr hohen Kosten bei der Auflage eines solchen Fonds wurde das Gelb bereits verdient, bevor das Schiff erstmals auf Fahrt ging.

Das machte, z.B. bei der MS Virginia etwa 1/3 des Wertes an Kosten für Werbung, Projektierung und Ausgabeaufschläge aus.

Dieses Modell der Geldbeschaffung auf Fondsbasis hat den Reedern, Banken und Fondshäuser eine Menge Geld in die Kassen gespült. „Die Deutschen kauften mehr Schiffe als alle anderen. 1600 Schiffe wurden für vier Jahre im Voraus bestellt. Das ist ein Volumen von 50 Milliarden US-Dollar“, stellt Dobert im Gespräch mit dem ZDF fest. Die deutsche Containerflotte hatte sich in 10 Jahren mehr als verdoppelt.

Mehr als 50% der Schiffe auf dem deutschen Markt sind kleiner bis mittlerer Größe, nicht spritsparend, zu teuer  bei sinkenden Charterraten. Viele Schiffsfonds erwirtschaften daher Verluste.

„Beim Blick in das Orderbuch der Flotten war erkennbar, dass verglichen mit der weltweiten Containerflotte noch mal die Hälfte dazugestellt worden ist, ein klares Signal für Überkapazität im Markt“, wird Rahul Kapoor, Analyst bei Drewry Maritime Equity Research in Singapur gegenüber dem ZDF. Große Linienreedereien suchen heute größere Schiffe, so die Meinung des Experten.

Das Problem hat sich auf dem deutschen Markt am stärksten ausgebildet. Nach Angaben der „Deutsche Fondsresearch, Stand März 2013, die das ZDF zitiert, sind nur 6 % der weltweiten Containerflotte ohne Beschäftigung, von den deutschen fondsfinanzierten Schiffen sind es hingegen 38%. Es wurde schlicht „am Markt vorbei“ investiert. Das führt heute dazu, dass fondsfinanzierte Schiffe teilweise mangels Charter monatelang vor Anker liegen.

Der Reeder Bertram Rickmers hat dafür eine Erklärung: „Hunderte von Reedereien werden verschwinden. Die Marktbereinigung findet bereits statt und wird massiv an Geschwindigkeit zunehmen“. Zu den Ursachen meint er gegenüber den ZDF-Redakteuren: „Es wurde vorfinanziert ohne Ende“ und „Gier frisst Hirn“.

Für die mehr als 100.000 Kleinanleger, die mehr als 30 Milliarden Euro in Schiffsfonds zumeist auf Anraten ihrer Anlageberater investiert haben, ist diese Einsicht kein Trost!

 

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